Im März 2019 statteten wir, die 11te Klasse des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums Kolping, dem Jugendhaus Stuttgart Nord einen Besuch ab. Dieses war recht einfach zu erreichen, da es genau wie unsere Schule in der Nähe vom Nordbahnhof liegt und wir somit von der Rosensteinstraße bequem Richtung Marienstraße lediglich einen Fußweg von knapp 5 Minuten zurückzulegen hatten.
Das Jugendhaus hat montags bis samstags frühestens von 14 Uhr bis spätestens um 22 Uhr geöffnet und steht für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 27 Jahren zur Verfügung. Die Pädagogin, die die Führung anleitete und dort schon seit 14 Jahren tätig ist, erzählte uns, dass in der Regel auch jüngere Kinder anwesend sind. Das Kinder- und Jugendhaus ist eine Einrichtung der Stuttgarter Jugendhaus gGmbH, welche ein freier Träger ist. Die Finanzierung erfolgt über den Staat, welcher laut dem SGB VIII dazu verpflichtet ist, Gelder zur Verfügung zu stellen.
Die ersten zwei Artikel des SGB VIII besagen:
1. Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehungzu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.
2. Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderstihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
Dafür muss der Träger des Jugendhauses Anträge stellen und das Geld verteilen (Budgetierung). Will die Einrichtung ein Projekt mit zusätzlichen Kosten durchführen, bekommt diese Unterstützung durch Anfragen an Stiftungen, die ihnen Geld ausschreiben. Hier kommt zum Beispiel die Daimler Stiftung in Frage.
Das Konzept des Jugendhauses ist es, den Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe zu begegnen und sie nicht von oben herab zu behandeln, da dies auch ein stärkeres Vertrauen der Mitarbeiter zwischen Kindern und Jugendlichen erzeugt.
Konfliktbearbeitung wird hier großgeschrieben, erzählte uns die Pädagogin, da dies einen wichtigen Baustein der Beziehung darstellt. Es ist ihnen besonders wichtig, die Kinder und Jugendlichen in der Selbstreflektion für das zukünftige Leben zu schulen. Wer die Einrichtung besuchen will, benötigt keine Anmeldung. Man kann während der Öffnungszeiten kommen und gehen, wann man will, solange man sich friedlich und nach Vorschrift verhält.
Die Kinder und Jugendlichen haben hier die Möglichkeit, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und sich mit verschiedenen Aktivitäten zu beschäftigen. Das Ziel besteht darin, dass die Kinder und Jugendlichen Selbstinitiative ergreifen und sich ihre Zeit im Jugendhaus eigenständig gestalten.
Die Einrichtung besitzt einen Tischkicker, einen Billardtisch sowie einen Aufenthaltsraum mit Sofa und Küche, in welcher die Kinder und Jugendlichen auf Nachfragen zusammen mit dem Personal kochen dürfen. Hier können auch Getränke zu günstigen Preisen gekauft werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich im Werkraum kreativ zu beschäftigen. Im Werkraum kann jedes Material vom Stoff bis hin zum Holz nach Belieben genutzt werden. Uns wurde berichtet, dass einige Jugendliche sogar eine kleine Holzhütte gebaut haben. Werkzeuge, die Erfahrung erfordern oder gefährlich sind, wie zum Beispiel Sägen und Bohrmaschinen, dürfen die jüngeren Kinder nur unter Aufsicht der Mitarbeiter benutzen. Darüber hinaus gibt es einen Bolzplatz und einen Computerraum.
Im zweiten Stock des Jugendhauses befindet sich ein großer Saal mit einer Kletterwand und einem DJ-Pult sowie Scheinwerfer an der Decke. Hier finden hin und wieder passende Workshops statt; selbstverständlich kann in dem Saal Musik gehört und getanzt werden.
Im dritten Stockwerk, welches wir nicht besichtigt haben, gibt es einen Aufenthaltsraum mit Fernseher und Sofas Diesen Raum können sich Gruppen von Jugendlichen für eine gewisse Zeitspanne „mieten“. Selbstverständlich müssen sie anschließend den Raum auch selbst putzen. Das muss somit nicht vom Personal/Mitarbeiter gemacht werden und stärkt das Verantwortungsbewusstsein der Kinder und Jugendlichen. Außerdem kann man sich das Jugendhaus an Samstagabenden, zum Beispiel für Geburtstagsfeiern, mieten. Hierbei wurde jedoch die Regel eingeführt, dass die Eltern bei Mietern unter 18 Jahren anwesend sein müssen, für den Fall, dass Etwas oder Jemand zu Schaden kommt.
Hinzuzufügen ist, dass das Jugendhaus viele spannende Nebenprogramme anbietet wie zum Beispiel einen Barcelona-Austausch.
Im Großen und Ganzen ist das Jugendhaus Stuttgart Nord ein geeigneter Ort für Heranwachsende, um Kontakte zu knüpfen, Spaß zu haben und wichtige Dinge für das zukünftige Leben zu lernen.
(Selina Laux EK2)